Ostheim. Hoch oben im Waagglockenturm an der Südwestseite der Kirchenburg versammelte sich am vergangenen Samstag eine illustre Schar Ostheimer Bürger, um per Schenkungsurkunde die Übergabe der restaurierten schmiedeisernen Turmuhr zu vollziehen.
„Diese schmiedeiserne Turmuhr ist wohl die erste Ostheimer Stadtuhr und stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich war sie mit einem Waagbalken, anstatt mit dem jetzt vorhandenen Pendel ausgestattet und hatte kein Zifferblatt. Die Zeit wurde stündlich auf die im oberen Turmerker befindliche Glocke geschlagen.
1706 wurde die Uhr auf Betrieb mit Pendel umgebaut, da hierdurch eine bessere Ganggenauigkeit erreicht wurde. Zu dieser Zeit wurde auch ein Zifferblatt mit nur einem Stundenzeiger an der zur Stadt zeigenden Stelle des Turmes angebracht.
Spätestens 1917 wurde die Uhr außer Betrieb gesetzt und war ab 1978 verschollen. Im Juni 2013 wurde sie bei einem Sammler wiederentdeckt und von Ostheimer Bürgern zurückgekauft.
Nach gründlicher Restaurierung wurde sie nun wieder am alten Standort - im Waagglockenturm - aufgestellt.
Die Stadt Ostheim verfügt somit über einen wertvollen geschichtlichen Zeitzeugen, welcher die Bürger durch Kriege, Brände, Freude und Leid begleitet hat.“ Dieser Text ist auf einer Tafel neben dem Uhrengestell zu lesen.
Bürgermeister Ulli Waldsachs war mit auf den Turm gestiegen um die Schenkungsurkunde von
Ostheimer Bürgern in Empfang zu nehmen. Er dankte an dieser Stelle Karl-Hans Schüttler aus Nordheim, der die Uhr wieder gangbar gemacht hat.
Hannes Drescher sprach für den Ostheimer Stammtisch in Hausen, der dieses Projekt initiert und letztlich finanziert hat. Per Zufall war man auf den zeitweiligen Besitzer im Nürnberger Raum gestossen von dem man das Uhrwerk wieder erwerben konnte.
Karl-Hans Schüttlers technischen Fertigkeiten ist es zu verdanken, das er diese mehrere Jahrhunderte alte Uhr wieder in Gang gebracht hat. Er definiert sie als gotische „Waaguhr“, die ungefähr in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebaut wurde. Hiervon ist wohl auch der Name des Turmes abgeleitet. Der damalige Kostenfaktor dürfte sich auf den Wert eines Einfamilienhauses belaufen haben. Ein Zeichen für den damaligen Wohlstand der Stadt Ostheim.
Den Umbau 1706 besorgte ein Kaltensundheimer Schmied. Und ein Melperses Schmied fertigte jetzt ein fehlendes eisernes Pendel. Umsonst - wie Karl-Hans Schüttle freudig bemerkte. Er selbst hat 250 Arbeitsstunden dafür aufgewendet, das historische Stück wieder gangbar zu machen. Reinhard Grenzer sorgte mit Sachkenntnis für den hölzernen Uhrenstuhl.
Adolf Büttner, in seiner Eigenschaft als Vorstand der „Freunde der Kirchenburg“, freute sich, das diese historische Uhr, die Kirchenburg noch wertvoller und interessanter macht. Sein Verein hat die Verantwortung für diesen „Neu-Zugang“ übernommen und wird sie bei Führungen entsprechend präsentieren.